Mexico – bis das der Tod uns scheidet!

„Jedes Jahr 25.000 Tote, fahrt bloß nicht dorthin!“ sagten uns viele, als sie von unseren Reisevorbereitungen nach Mexico hörten.

Es muss ja nicht Nogales, Chichuhana oder Monterrey sein, dachte ich mir. An der US-/Mexiko-Grenze haben Touristen ohnehin nichts verloren – nur etwas zu verlieren.

Da meine Mutter und meine Tante öfters mal nach Cancun fliegen und von dort immer wieder heile zurückgekommen sind, fiel die Wahl auf die mexikanische Karibik. Abseits von russisch-US-amerikanischen Resorts wollten wir in die südlich gelegene Mayaruinen-Stadt Tulum. Individual-Tourismus mit Mietwagen.

Mikrokosmos Autovermietung

Nach 14-stündigem Flug (aus Paris) spuckte uns der Flughafen Cancun aus und wir landeten bei Europcar, wo wir bereits vor Monaten ein Auto gebucht hatten. Hier lernten wir, wie es in Mexiko läuft. Nicht der Kunde ist König, sondern der „Manager“. Dieser thronte am einzigen Schalter, bei dem keine Kunden bedient wurden.

Am Schalter daneben wahrscheinlich sein Vetter vierten Grades, der im Schneckentempo die Seiten umblätterte, an meinem Schalter eine engagierte junge Mitarbeiterin, die sich bemühte, alles richtig zu machen.

Draußen gab es einen Servicemitarbeiter, der für Smalltalk mit den Kunden zuständig ist. Daneben ein weiterer Schalter mit zwei Mitarbeiterinnen, die die Autowäscher und Mechaniker dirigierten. Diese wiederum wuschen und schraubten hinter dem Haus an Autos.

Ich habe in dieser kleinen Hütte 12 Mitarbeiter gezählt. Man wusste, dass wir kommen und ich rechnete mit einer raschen Bearbeitung – ich sah uns schon auf der Autobahn fahren.

Nicht so in Mexiko. Dass wir bereits seit 22 Stunden auf den Beinen waren, interessierte dort keinen. Nachdem ich bei einem ellenlangen Mietvertrag, der in Arial 5 Punkt verfasst wurde, insgesamt 10 Unterschriften leisten musste, ging es erstmal für unbestimmte Zeit in den Wartesaal. Nicht mit mir.

Nachdem ich mit dominantem Gebell den Manager aufweckte, ging er widerwillig mit mir nach hinten zu den einfachen Arbeitern, die im Zeitlupentempo mit viel Liebe Scheibe für Scheibe unseres Mietwagens polierten. Nach gefühlten weiteren 15 Minuten saßen wir im Auto in Richtung Tulum.

Reisebericht-Mexico-Tulum

Kartoffel schlägt Speedy Gonzales

Autofahren in Süd-Mexiko ist ganz einfach. Das Benzin kostet umgerechnet ca. 70 Cent pro Liter. Die Straßen sind nicht so voll, weil nicht so viele ein Auto besitzen. Nachts sollte man nicht fahren, da die Landstraßen absolut dunkel sind und man keine Schlaglöcher sieht. Außerdem warnt das Auswärtige Amt wegen Überfällen davor. Und Geschwindigkeitsbegrenzugen scheinen vielmehr Empfehlungen zu sein, da sich niemand daran hält und die Polizei wichtigeres zu tun hat, als sich mit der Straßenverkehrsordnung herumzuschlagen. Einmal bin ich vor der Nase eines Polizisten über Dunkelrot gefahren. Er hat nur ein bisschen gemeckert und auf die Ampel gezeigt.

Das war es dann schon. Ansonsten lieferte ich mir mit einem Mexikaner auf der Autobahn nach Campeche ein Wettrennen. Geschwindigkeitsbegrenzung: 90 bis 110 Km/h. Wir beiden waren quasi alleine auf der Piste und er hatte drei junge Damen im Auto, die er beeindrucken wollte. Ich durfte bei meiner Liebsten auch ein wenig Gas geben. Mit über 40 hat man die Erlaubnis hierzu. Hat Spaß gemacht und Kartoffel kam vor Speedy Gonzales an.

Reisebericht_Mexico-Merida

Urlaub im Ghetto

Wer denkt, Urlaub in der touristischsten Gegend von Mexiko ist vom Ambiente her ähnlich wie in Südeuropa, liegt meilenweit daneben. 2008 fielen 50 Prozent der Bevölkerung unter die Armutsgrenze. Das hat sich seitdem u.a. mit Sozialprogrammen verbessert. Wenn Familien ihre Kinder zur Schule schicken oder regelmäßig zum Arzt gehen, bekommen sie dafür Geld vom Staat.

Nichtsdestotrotz sind die ärmlichen Verhältnisse auch in den Touristengebieten zu sehen, wenn man genauer hinguckt. Familien bewegen sich zu Fuß oder auf Lastenfahrrädern über die Landstraßen, viele Menschen leben in einfachen Stroh- und Wellblechhütten, die überall in den Orten das Straßenbild mit prägen.

In den großen schicken Supermärkten kaufen überwiegend Touristen und Wohlhabendere Mexikaner ein. Die Ärmeren beschränken sich auf Straßenmärkte. Viele der einfachen Jobs sind absolut überbesetzt. In einem Frühstückscafe habe ich vier Bediener, eine Kassiererin, zwei Barkeeperinnen und drei Köche gezählt – weitaus weniger, als Gäste anwesend waren. Das zeugt von niedrigen Löhnen. Offiziell liegt der Niedriglohn bei ca. 600 Euro brutto bei einer 48-Stunden-Woche. Es soll eine Arbeitslosenquote von nur fünf Prozent geben bei 48 Mio. Erwerbsfähigen. Wie die Zahlen in Wahrheit aussehen, ist nicht herauszubekommen. Kann man wahrscheinlich auch nicht.

Viele leben vom Trinkgeld wie die 60-jährige Tüteneinpackerin im Supermarkt oder die Reinigungsfrau. Die Armut wird offen gezeigt und prägt das Stadtbild. Tulum ist dementsprechend ein Mix aus Favelas, Straßenküchen, vereinzelten Hotels und Restaurants einer einfachen Kategorie. Der Ort ist nicht herausgeputzt. Das Gegenteil ist der Fall. Unser Hotel gleicht einer Mafia-Villa inmitten der Favelas.

Großartig angelegter Garten, Pool, schicke Apartments mit Terrassen und Balkonen hinter hohen Mauern in einer Gegend mit Holzhütten, einfachen Wohnhäusern und einer staubigen Straße mit kleffenden Kötern. Der Müll liegt hier überall dezent verteilt am Straßenrand. Tulum ist ein Ort, der hauptsächlich vom Tourismus lebt. Aber man sieht es ihm nicht an, wenn man im Ort selbst (und nicht an der Strandhotelmeile) ist.

„Wenn der Kummer zu tief fürs Weinen ist, kann er ein Lied auf unsere Lippen bringen.“

Aus Mexico

Am Badestrand mit Mexico´s Kartellen

Knapp zwei Wochen vor unserer Ankunft in Cancun hat man dort am Stadtrand sieben Leichen von angeblichen Drogendealern entdeckt; fünf Männer und zwei Frauen erwürgt mit zugeklebten Augen und einer geköpft.

Sie arbeiteten scheinbar auf eigene Faust und ein Kartell hat sie dafür bestraft. Fast gleichzeitig wurde in einer Bar in Cancun der Vorsitzende der Taxi-Gewerkschaft mit fünf anderen erschossen.

Knapp drei Jahre zuvor hat man Cancuns Bürgermeister Gregorio Sanchez als Drogenboss entlarvt und verhaftet. Gleiches mit dem ehemaligen Gouverneur (bis 2001) von Quintana Roo, dem Bundesstaat, in dem Cancun liegt und wo wir am Strand liegen. Der wurde 2010 ebenfalls als Drogenboss an die USA ausgeliefert.

Die Verflechtung von Amtsinhabern, Drogen-Kartellen und auch der Polizei hat in diesem Land eine lange Tradition. Auch der Polizei würde ich hier wegen der vielen Korruptionsfälle nicht trauen.

Glaubt man einer Umfrage von 2008, so schließen sich 72 Prozent der Mexikaner dem an. Deshalb gibt es für Touristen wohl eine „eigene“ Polizeibehörde in Cancun.

Der normale Strand-Resort-Tourist bekommt von alledem nichts mit. Man bewegt sich vom Hotelbett an den Strand, von dort ins Restaurant, dann an die Bar und wieder zurück ins Zimmer. Zwischendrin wird man zu einer Pyramide gekarrt oder macht eine Grottenbesichtigung mit.

Nee, Kriminalität gibts im mexikanischen Touristengebiet offiziell nicht. Aber man versucht, die Touristen weitgehend herauszuhalten. Eine Kuh, die viel Milch gibt, schlachtet man nicht. Immerhin verdienen alle am lukrativen Tourismus-Geschäft mit. Demzufolge lautet die offizielle Losung: „Die Kriminalitätsrate in Mexiko ist hoch, das betrifft aber nur Gegenden, in denen die Touristen nicht sind.“

Der gemeine Tourist glaubt das. Ich nicht. Egal, wo ich hier unterwegs bin, sehe ich Polizei. Selbst an der Stelle am Strand, wo wir unser Auto parken, sitzt im Gebüsch ein Polizist. Die einzige Zufahrt zum öffentlichen Strand wird von der Polizei (und nicht etwa einem privaten Sicherheitsdienst) bewacht. Natürlich fährt man auch direkt am Meer hin und wieder mit dem Polizei-Geländewagen an den Sonnenliegen vorbei. Für die einen bedeutet das Überwachung, für die anderen Sicherheit.

Die meisten merken es aber nicht. Ebenso das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder. Frauenrechtlerinnen werden in Cancun mit dem Tode bedroht und Kinder werden dort auch verschleppt. Aktuell hat man einen 64-jährigen deutschen Sexualstraftäter gefasst, der zusammen mit einem Mexikaner u.a. in Cancun für Kinderpornografie verantwortlich ist. Zudem liegt die Karibikküste auf einer der Haupteinfuhrschneisen für kolumbianische Drogen. Warum sollten die Kartelle die touristische Kulisse für ihre Geschäfte nicht nutzen? Der besagte Drogenboss-Gouverneur und der Bürgermeister haben es jedenfalls getan.

Egal, wo man auf der Landstraße entlang fährt: Alle 10 Kilometer wird man von einem Polizeiposten ausgebremst. Touristen können problemlos passieren. Als wir einmal aus Tulum herausgefahren sind, kamen uns vier Polizei-Jeeps mit Blaulicht entgegen. Auf der Ladefläche stand jeweils ein vermummter Schütze am Maschinengewehr. Sehr eindrucksvoll. Leider war die Zeit für ein schickes Foto zu kurz.

Dafür konnten wir auf unserer Tour zwei Gefängnisse von außen sehen. Eines in Campeche, das andere mit 5.000 Insassen in Valladolid. So stellt man sich Alcatraz vor. An jeder Ecke des hoch ummauerten Geländes ein offener, überdachter Wachturm mit einem Wärter, der ein Gewehr trägt. Direkt neben den Gefängnismauern gibt es Garküchen, Läden und eine Tankstelle.

Aber mal ganz ehrlich. Nächtliche Überlandfahrten haben wir vermieden. Manche zwielichtige Gestalten sind uns auch über den Weg gelaufen. Dass Du als Kuh nicht zumindest ausgeraubt werden darfst, daran muss sich hier nicht jeder halten. Also Augen auf, wer hinter den Vorhang blickt.

Reisebericht-Tulum-Mexico-Strand

1.000 Kilometer-Tour (Campeche, Yucatan, Quintana Roo)

Einen kleinen Blick hinter die Bühne wollten wir schon werfen. Spontan buchten wir die beiden schicksten Hotels in Campeche und in Merida. Damit hatten wir unsere 1.000 Kilometer Reiseroute durch drei Bundesstaaten der Halbinsel zusammen: Quintana Roo, Campeche und Yucatan.

Zuerst mussten wir feststellen, dass es auf den Landstraßen so gut wie keine Tankstellen gibt und dass das kleine gelbe Reservebenzin-Lämpchen verdammt lange brennen kann. Da das Land hier sehr weitläufig ist und man links und rechts von der Straße nur Urwald sieht, gibt es auch nicht die Dörfer, in denen man bequem tanken kann. Ganz im Gegenteil. Trampen und hoffen ist hier angesagt. Aber Autos sind nicht viele unterwegs. So schafften wir es dennoch auf dem letzten Tropfen nach 100 Kilometern zur nächsten Tanke.

Die Ortschaften ähneln sich hier. Paradoxerweise sehen die Dörfer im Landesinneren aufgeräumter aus und man stellt die Armut nicht so zur Schau wie an der Küste. Die Landschaft ist in langen Abschnitten ein Urwald. Aber nicht so einer, wie man ihn aus Tarzan, Dschungelbuch oder Indiana Jones kennt. Es handelt sich um einen dichten Gestrüpp-Wald, der eine Hausetage hoch ist. Keine Lianen, Mahagoni-Bäume und schreienden Affen.

Dieser Wald kämpft sich in die Dörfer und Städte und wird nur mit Brandrodung aufgehalten. Apropos Rodung: Abgesehen von dem vielen Müll, der hier überall herumliegt, wird Naturschutz in Mexiko groß geschrieben. Ein Bauer, der „versehentlich“ ein Stück geschützten Wald verbrannt hat, bekam dafür kürzlich 20 Jahre Gefängnis.

Weiter südlich in Richtung des Bundesstaates und der gleichnamigen Stadt Campeche findet man jede Menge Ranchos nach US-amerikanischen Vorbild bzw. wie man das aus einem anständigen Western kennt. Große landwirtschaftliche Nutzflächen wie Felder gibt es nur vereinzelt, da der Boden sehr steinig und unwirtlich ist. Die Golfküste ist rauher und lange nicht so schön wie die türkise Karibikseite mit ihren langgezogenen weißen Puderzuckerstränden.

In Campeche angekommen haben wir ein schönes Hotel im Zentrum bezogen, das Campeche Plaza. Unsere geschmackvoll eingerichtete Suite besaß eine vier Meter hohe Decke und war 30 Quadratmeter groß. Aber leider im Erdgeschoß mit Vorhängen zu und ohne Balkon. Wir flanierten in die City und trafen auf ein Volksfest, das wir speisend mit anderen Europäern von einem Restaurantbalkon miterlebten.

Das Fest hätte auch in Brandenburg sein können. Wir mischten uns unters Publikum. Auf der Bühne wurde viel gesungen und von Folklore- und modernen Tanzschulengruppen dargeboten. Das Publikum war freundlich und sehr zurückhaltend. Nichts von wegen alle feiern und poltern mit. Nichts mit Fiesta Mexicana. Aber Brandenburg war trotzdem amüsant.

Campeche lässt in der Innenstadt Charme aufblitzen. Ansonsten wirkt es gelangweilt, staubig und an manchen Stellen geschäftig. Die Strandpromenade lag kilometerweit neben einer Hauptstraße und war nicht besonders ansehnlich. Auf ihr fuhren wir dann in Richtung Norden nach Yucatan. Unser Ziel war Merida, die Provinz-Hauptstadt mit ihren 1,2 Mio. Einwohnern. Hier haben wir zum ersten Mal richtige herrschaftliche mexikanische Villen gesehen: nebeneinander als verwahrloste Ruinen und bewohnt im strahlenden Glanze.

Unsere Herberge war das „Fiesta Americana“, ein 5-Sterne-Palast, das außen wie ein Schloss aussah und innen aufgemacht wie das Estrel-Hotel war. Ich war der einzige Mann in kurzen Hosen und kam mir vor wie ein Punker im Adlon. Die mexikanische Upperclass ist hier sehr altbacken. Man will unter seinesgleichen bleiben und sich nicht unters Volk mischen.

Merida ist groß, laut, hektisch. Wieder landeten wir auf einer Fiesta Mexicana im Zentrum der Stadt. Eine Art Neil Diamond-Imitator gab die großen Schnulzen-Hits des Acapulco der 60er wieder. Ein dankbares Ü70-Publikum, darunter auch wir, applaudierte frenetisch. Am Abend belohnten wir uns mit einem mittelmäßigen Restaurantbesuch und genossen danach die freien Getränke der VIP-Lounge unseres Hotels – diesmal in langen Hosen.

Die Chili-con-Carne Lüge

Wir frühstückten in dem besagten Cafe, das personell absolut überbesetzt war. Ich bestellte das typisch mexikanische Frühstück. Chilaquiles heißt es, glaube ich. Das sind Nachos, die in Tomatensoße schwimmen mit rohen Zwiebeln und einem Klacks schwarzen Bohnenmus anbei. Darüber kann man sich beliebig viel von der ultrascharfen Tabasco-Soße gießen. Meine Liebste ging auf Nummer sicher und orderte Rührei mit Speck. Das Weißbrot lässt man hier lieber sein. Es schmeckt nach nichts. Unser in Hotelbewertungen vielgerühmtes Frühstück besteht aus Rührei (scheint hier eine Nationalspeise zu sein), drei Sorten exotischem Obst mit drei ebensolchen Säften, Pancakes mit Ahornsirup (für die Amis) und Müsli (für die Europäer). Unschlagbar ist der Kaffee aus Chiapas. Kaum Bitterstoffe und absolut aromatisch. Für Kaffee-Junkies ein Paradies.

Was man ansonsten über die mexikanische Küche sagen muss, ist leider ernüchternd. Die schmeckt bei uns in Berlin besser. Hier wird weitestgehend auf Gewürze verzichtet. Grüne Gewürze außer Oregano und Petersilie habe ich im Supermarkt vergebens gesucht. Wer es scharf mag, ist hier zu Hause. Man bekommt hier alle möglichen Chilisorten bis man Feuer spuckt. Kein Wunder, dass dabei sämtliche Geschmacksnerven für die bessere Küche drauf gehen. Kulinarische Highlights haben wir weder in den Restaurants noch im Supermarkt entdeckt.

Auf unserem Speiseplan standen Maya-Fisch, flache landestypische Steaks, Quesadillas und Tacos. Chili con Carne kennt hier niemand. Wird bei uns als mexikanisches Nationalgericht geführt. Den „berühmten“ Kakteensalat habe ich hier ebenfalls nirgendwo gesehen. Gut sind die Avocados und selbstgemachte Guacomole.

Auf Wein verzichtet man besser, wenn man ohne Kopfschmerzen davon kommen will – außer man kauft sich die Flaschen ab 20 US-Dollar. Ein guter Tipp meiner Bürokollegin war: Eine Flasche Havanna-Rum und dazu Cola oder Säfte. Da kann nichts schiefgehen. Bier geht auch, aber man muss (außerhalb Bayerns) Abstriche machen.

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Weltwunder Chichen Itza ignoriert

Mexiko bietet weitaus mehr als nur Strand, Tortillas und jede Menge Leichen. Wer hier hin fährt, kommt nicht an mindestens einer Maya-Pyramide vorbei. Chichen Itza ist die auffälligste. Im Jahr 2000 hat die UNESCO einen Relaunch der sieben Weltwunder gestartet und neben dem Colloseum, der Chinesichen Mauer, der Stadt Petra, dem Taj Mahal, Manchu Piccu und dem brasilianischen Mega-Jesus auch Chichen Itza aufgezählt. Selbst, wenn der Maya-Weltuntergangskalender nichts taugt, so haben sie hier zumindest eindrucksvolle Bauwerke geschaffen.

Auch wir kamen in Chichen Itza vorbei und schafften es bis zum Haupteingang der abgeschirmten Attraktion. An uns drängelten sich tausende von Besuchern vorbei. Der Parkplatz war voll mit Reisebussen aus den Ressorts. Das bei 32 Grad im Schatten und für 20 Euro Eintritt. Wir kehrten um und entschieden uns, frühmorgens als erste Besucher „unsere“ Pyramide in Tulum anzusehen.

Sie ist zwar ein bisschen kleiner, aber die ganze Anlage war trotzdem sehr schön. Ein gepflegt angelegter großer Garten mit alten Steinruinen. Dazwischen schlichen Leguane in allen Größen herum und ließen sich bereitwillig fotografieren. Hätte man die Stadt Tulum ebenso schön gemacht, könnte sie zumindest etwas Charme entwickeln. Das wäre eine Investition. Kartelle, Behörden bzw. Hotelbesitzer scheinen nicht so weit zu denken. Geld hierfür bringen die Touristen in Massen mit und Tourismuszuschläge von 2 Prozent werden (neben 16 Prozent Steuern) für jede Übernachtung berechnet.

An Sehenswürdigkeiten gibt es neben der vielen großen spanischen Kirchen aus dem 16. Jahrhundert und der kolonialen Architektur in manchen Städten noch die Cenoten. Das sind im Landesinneren einige Meter tiefe Grotten, die mit Grundwasser gespeist sind und zum Tauchen und Schnorcheln einladen. Der Eingang hierzu führt über Treppen nach unten in eine kleine Oase mit Palmen und Holzveranda. Von hier aus kann man mit Tauchausrüstung Grotten in weit verzweigte unterirdische Gänge erschließen. Man darf nur nicht mit der großen Tauchflasche irgendwo stecken bleiben oder sich verirren.

Never again!

Natürlich habe ich nur die Halbinsel beschrieben, die zwischen Karibik und Golf von Mexiko liegt. Auf der Strecke von Cancun nach Tulum (u.a. Playa del Carmen) liegen die ganz großen Luxusresorts für jeden Anspruch: Familie, Golf, Single und sogar Gay. Hier merkt man von Armut, Kriminalität und alledem nicht viel. Das Land wird sicherlich kulturell und landschaftlich mehr zu bieten haben, als ich es hier beschrieben habe. In den Reiseforen liest man hierzu viel Widersprüchliches.

Hier gibt es Touristen, die einmal (so wie wir) durch das Land gefahren sind und denen nichts passiert ist. Sie schreiben dann dem Auswärtigem Amt, der Presse und zahlreichen gegenteiligen Forenbeiträgen zum Trotz, Mexico wäre ein sicheres Reiseland. Andere, dort seit mehr als zehn Jahren zu leben, berichten von ständigen Raubüberfällen (insbesondere in Überlandbussen) und von Korruption.

In Zeitungen habe ich sogar von Berliner Auswanderern, gelesen, die in ihrem neuen ländlichen Heim erschossen wurden. Von einer einheimischen Musikband, deren zehn Mitglieder kürzlich in einem stillgelegten Brunnen mit aufgeschnittenen Kehlen gefunden wurden, usw. Vieles davon in der Region Mexico-City. Muss man in so einem korrupten und kriminellen Land Urlaub machen, nur um Sonne zu haben und ein paar alte Pyramiden anzugucken?

Wir haben es ausprobiert, wurden nicht erschossen, aber (bis auf den Strand und das karibische Meer) besonders attraktiv fanden wir Mexiko nicht. Und die offene Gastfreundschaft sollte man hier nicht erwarten. Die Leute haben andere Sorgen, die sie nur selbst klären können.

Adios Mexiko – war eine Erfahrung!

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