Leuchtende Elche, aufdringliche Grinchs und SUVs im Straßengraben
Meine Frau wünschte sich sehnlichst, 2018/19 die Vorweihnachtszeit in New York City zu erleben. „Das Rockefeller Center mit der Schlittschuhbahn, der weihnachtlich geschmückte Timesquare, Manhattan im Schnee mit Santa Claus und all den Renntieren.“ Welcher Ehemann kann da schon nein sagen? Eigentlich wollte ich gerne in die Sonne, anstatt den grauen Berliner Winter anderswohin mitzunehmen. So entschieden wir uns für eine Tour von New York City über Neuengland nach Kanada und zurück über Virginia, Washington D.C., um dann für zehn Tage in’s sommerliche Florida zu fliegen. Es sollte ein weihnachtliche Reise irgendwo zwischen Sklaverei, Bürgerkrieg, Ureinwohnern, Kunst und franko-kanadischem Charme werden. Auf unserer Liste standen jede Menge Museen und Gedenkstätten sowie unsere US Freunde treffen, um danach im Süden einfach nur die Beine hochzulegen und die in die Sonne zu gucken.
Der fliegende Holländer
Diesmal buchten wir frühzeitig über KLM, da die Flüge preiswert waren. Wir entschieden uns für eine Zweierreihe mit Aufpreis von Amsterdam nach New York JFK. Einen Monat nach der Buchung erhielten wir eine E-Mail „Das Flugzeug wird gewechselt. Bitte beachten Sie Ihre neuen Sitzplätze.“ Und schwupps – landeten wir in einer gewöhnlichen Dreierreihe. Es kostete mehrere nervige Callcenter-Eskalationen bei bulgarischen Callcenter-Agents, bis wir als Ausgleich zumindest einen Platz mit mehr Beinfreiheit am Notausgang erhielten.
Zuerst flogen wir mit 20 Minuten Verspätung nach Amsterdam, um dort mit einer Umsteigezeit von 40 Minuten inklusive Sicherheitskontrolle den Anschlussflug am anderen Ende des Terminals zu erwischen. An dieser Stelle sei angemerkt: „Liebe KLM – Wir leben zwar in Deutschlands Metropole, aber nicht jeder dort trainiert für den Berlin-Marathon. Genauso wenig mögen wir Callcenter mit schlecht geschulten Mitarbeitern, die nichts entscheiden dürfen, zwangsverordnete Umbuchungen und anderen Stress, wenn wir Flüge buchen. Wir wollen einfach nur unseren wohlverdienten Urlaub genießen.“
Dank unserer Sportlichkeit schafften wir es in Amsterdam in unseren Anschluss-Flieger und fielen keuchend in die Sitze. Unser Sitznachbar, ein junger Mann aus der Ukraine, beschäftigte sich akribisch mit dem ausklappbaren Tablett, das in Schieflage geraten war. Daraufhin stellte ich fest, dass auch meine Essensunterlage auf halb acht stand. Ein Steward stellte uns hierfür eine Gutschrift über 60 EUR in Aussicht, auf die ich heute immer noch warte.
Der Flug verlief angenehm, ohne Absturz und wir landeten am Abend in New York City.

Manhattan: Santa Claus out of office
Von wegen Schnee, Santa Claus und Eisprinzessin: In New York war es genauso grau wie in Berlin. Es regnete sogar. Wir holten unser Mietwagen-Schiff ab und fuhren zu unserem Hotel in einen Vorort westlich von Manhattan mit guter Busanbindung dorthin.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus nach Manhattan, das wir zuletzt 2012 besucht hatten . Unser erster Weg führte uns nicht etwa zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten oder einer Fastfood Kette, sondern in Kosmetik-Läden. Ja, die Korean Beauty Welle ist vor Jahren bis nach Berlin geschwappt. Sie hat meine Frau mit mir im Schlepptau (zurück) nach New York gespült. Ich verbrachte die ersten Stunden in für (heterosexuelle) Männer unsexy Geschäften wie Sephora oder Ulta Beauty. Glücklicherweise gab es in einigen dieser Läden Sitzbereiche für abgestellte Ehepartner. Hier konnte man das Display seines Handys anstarren, während die Frauen in den langen Regalschluchten unterschiedliche Creme-Tuben begutachteten.
Dann tauchten wir in die Kunstwelt ab. Das Metropolitan Museum of Arts ist ein schönes Highlight für Kunstliebhaber sämtlicher Epochen und alter Meister. Beschwingt gingen wir danach in’s Guggenheim Museum, wo die langweiligste und hässlichste Kunstausstellung auf uns wartete, die ich je gesehen habe: Hilma af Klint. Ich bin sehr aufgeschlossen, was Kunst angeht und sie muss keineswegs immer „gefällig“ oder „ästhetisch“ anzusehen sein. Aber das Handwerk sollte der Künstler / die Künstlerin schon verstehen und wissen, was Farbsprache ist und wie Kreativität irgendwie zum Ausdruck kommt.
Mit Hilma af Klint’s blassfarbenen Geometriebildern verwandelte sich die Ausstellungsspirale im Guggenheim in einen Pfad der öden Langeweile. Vielleicht war das sogar künstlerisch gewollt, oder man wollte dem Besucher den Spiegel zeigen, wie doof er ist, dafür 26 Dollar Eintritt zu bezahlen – als eine Form der Kunstkritik. Nach dem Besuch im Guggenheim kann man getrost sagen: Die Klasse 3b der Heinrich-Heine Grundschule in Berlin hätte mit ihren Bildern ebenfalls das Potenzial, es in das Guggenheim zu schaffen.
Danach ging es in ein weiteres „Low-light“: Das Museum für American Indians in Manhattan. Dieses Museum (zumindest freier Eintritt) beherbergt ein paar Räume, in denen unterschiedliche Gegenstände einiger Ureinwohner-Stämme ausgestellt sind. Es wird weder genauer auf die Stämme, deren Geschichte und Tragödie sowie auf den Genozid an den Ureinwohnern eingegangen. Abgesehen davon sagt man als aufgeklärter US Bürger nicht mehr Indian sondern Native. Gerade unter Rassisten ist das Wort „Indians“ beliebt. Dafür gibt es in anderen Städten (selbst in konservativen Südstaaten) fortschrittlichere Museen über die natives.

Gourmetburger: Mc Donalds war gestern
Zur Erholung gönnten wir uns erstmal einen Burger von Shakes Shack. Wer es noch nicht weiß: In den US Metropolen ist man vom simplen Allerweltshamburger auf den „Gourmetburger“ umgesattelt. Nun schießen Gourmetbuger-Ketten aus dem Boden und wollen mit besserem Geschmack und Wohlfühlambiente die Fastfood-Branche aufmischen. Auch auf die Einrichtung beziehungsweise das Ambiente legt man etwas mehr Wert. Anstelle der tristen Kantinen-Atmosphäre gibt es nun stylisches Industriedesign und gedimmte Beleuchtung, wie wir in einigen Shakes Shack Filialen festgestellt haben. Der Burger schmeckt gut, ist aber viel zu klein und die Pommes sind bei „old school“ Five Guys immer noch am besten: direkt aus der ganzen Kartoffel geschnitten.
Mein Tipp an alle Burger-Liebhaber: Den (doppelten) Hamburger bei Wendy’s (wahlweise mit Backkartoffel) oder eben 2 Burger bei Shaker Shack, die Pommes bei Five Guys und die („natürliche“) Zitronenlimonade ebenfalls bei Wendy’s. Mc Donalds und Burger King gibt es bei uns auch und das muss man in den USA nicht aufsuchen.
Christal-Meth Burger in New York City
Gestärkt suchten wir die viel gepriesenen Eisläufer am Rockefeller Center sowie einige Weihnachtsmärkte. Im Kopf hatten wir verträumte Paare zu Musik von Frank Sinatra auf Kufen über das Eis schwebend. Vor unsere Augen traten dann Menschenmassen, die sich vor die Schlittschuhbahn drängten und drumherum kostümierte Grinch- und Spiderman-Figuren (was hat Spiderman mit Weihnachten zu tun?), die sich zum Fotoshooting für ein paar Dollar aufdrängten. Auch im Bryant Park hatten sie ein Eisstadion aufgebaut mit einigen Weihnachtsbuden drumherum. Zwischendrin Stände der Heilsarmee mit tanzenden Spendenaufrufern, die Sammelbüchsen in den Händen hielten.
Ein weiterer Weihnachtsmarkt sollte im (architektonisch) wunderschönen, größten Bahnhof der Stadt sein: im Grand Central Terminal. Im Westflügel des Bahnhofs entdeckten wir etwa 20 lieblose Stände ohne jegliches Weihnachtsflair. Um den Bahnhof herum lungerten Christal Meth/ Crack-Junkies.
Eine von ihnen, die uns die Tür aufhielt, kaufen wir aus Mitgefühl einen Hamburger und eine Flasche Wasser. Als Dankeschön kam die Frage, ob wir nicht besser Cash für sie hätten. Ja, das war eine dumme Aktion: Ein Christal Meth-Burger wäre hier die passende Alternative gewesen.
Abgesehen von dem grauen Wetter zur Vorweihnachtszeit ist New York City immer eine Reise Wert und der bunte Time Square, Chinatown und der Broadway sind ein farbenfrohes Dauer-High Light. Man blickt in die Häuserschluchten und bewundert großflächige, grelle Reklamefilme. Wenn es regnet, erinnert das an den 80er-Jahre Film „Blade Runner“. Überall ist es voll, hektisch und laut. Eine Stadt, die niemals schläft und schlaflose Menschen in die Straßen spült. Berlin wirkt dagegen wie eine Provinzstadt.
Sogar den Schauspieler Dustin Hofmann haben wir gesehen. Der grauhaarige Zwerg huschte etwas hektisch nahe des Broadways an uns vorbei; wahrscheinlich in der Absicht, Autogrammjäger abzuhängen.
Im Central Park winkten wir unserem ukrainischen Sitznachbarn zu, der zufälligerweise an uns vorbei schlurfte. Manhattan ist doch ein Dorf. In Chinatown boten sich Einheimische an, uns den Weg zu zeigen, als wir etwas paralysiert auf der Straße standen. Diese Hilfsbereitschaft in einer so großen Moloch-Metropole überraschte und erfreute uns. Es war (Vor-)Weihnachten.
Der leuchtende Elch von Boston
Am nächsten Morgen ging es nach New Haven, einem verschlafenen Nest in Rhode Island, um am übernächsten Tag über dessen Hauptstadt Providence nach Boston zu gelangen. Das Museum of Fine Arts in Boston war unser Ziel. Ein wunderschönes Gebäude mit tollen Ausstellungen moderner und gegenwärtiger Kunst. Hier kann man einen ganzen Tag positive Schwingungen tanken und die Ausstellungen genießen. Meistens hängen in den namhaften US-Museen verhältnismäßig viele französische Impressionisten. War es Whistler oder Corot? Warum das so ist, konnten wir bisher nicht herausfinden. Aber das nur am Rande. Boston wirkt sehr aufgeräumt, aber trotzdem nicht europäisch, wie viele gerne meinen. Vor allem die Weihnachtsdekorationen mit grell leuchtenden Elchen, Engeln und Zwergen in den Vorgärten haben uns tief beeindruckt. Soviel leuchtender Kitsch und Plastik. Wahrscheinlich betreiben die Amis ein eigenes Atomkraftwerk für die Weihnachtsstimmung im Lande.
Weniger weihnachtlich bis spartanisch zeigten sich die Bundesstaaten New Hampshire, Vermont und Maine, die wir in Tagesausflügen besuchten und durch die es auf unserem Weg nach Montreal ging. Hier sparte man Strom und alles wirkte auch am 20.12. sehr unweihnachtlich, verlassen und normal. Dann ging es nach Kanada, neben Schweden und Norwegen dem politisch korrekten Vorzeige-Staat. So korrekt präsentierte es sich uns nicht.

Montreal: Trump liebt Mexiko und Kanada
Wir steuerten Montreal an. Dabei ahnten wir vorher nicht, dass wir sämtlichen Nachbarhunden in die Augen gucken oder ihnen beim Pinkeln zusehen sollten: Unser Apartment lag im Sous-Terrain eines 2-Familien-Wohnhauses. Unsere Vermieterin war eine mexikanische Trump-Anhängerin, 40-jähriger alleinerziehender Mutter. Es geht also doch, dachten wir uns. Mexikaner, die Trump lieben. „Bald wird Kanada indisch und pakistanisch sein“, prophezeite sie uns. Später empfahl sie uns einen guten Inder zum Abendessen. Sie selbst fand Montreal ziemlich hässlich und schwärmte hingegen vom Weihnachtsmarkt in Ottawa. Der war aber nicht auf unserer Route. Somit guckten wir uns Montreal – ebenfalls im Regen – an.
Als besondere Eigenheit dieser Stadt fanden wir die metallischen Außentreppen, die an zahlreichen zweigeschossigen Altbauten zu sehen sind und wie Feuerleitern aussehen. Jedes Stockwerk ist über eine eigene Treppe erreichbar, so dass jedes Haus ein Wirrwarr an Außentreppen besitzt, das die Fassade prägt. Montreal ist wie London endlos in die Fläche gebaut und die kilometerlangen Hauptadern sollte man besser mit dem Auto abfahren.
Vielleicht war es der Jahreszeit geschuldet, aber so richtig schön fanden wir diese französischste aller Städte in Kanada nicht. Alles wirkte trostlos, verkommen und es fehlten die schönen Flaniermeilen. Aber es blieb uns ja Toronto, auf das wir große Hoffnungen setzten.
Toronto ist nicht Kreuzberg
Nach drei Tagen Montreal fuhren wir nach Toronto. Selten sind wir durch so ein hässliches Gebiet gefahren – Wir sahen: eine stark zersiedelte Gegend mit viel Industrie zwischendrin, Farmhäuser, deren Veranda direkt auf den Highway blickten (was gibt’s außer Autos dort zu sehen?) und Landschaften, die keine waren, weil zu viel unansehnliche Gebäude herumstanden. Kaum Wälder oder ausgedehnte Natur, wie wir es (abgesehen von der Region zwischen New York City und Philadelphia oder rund um Los Angeles) in den USA gewohnt sind. Wenn dieser Teil von Kanada reizvoll sein soll, dann sind wir in den falschen Teil des Landes geraten, dachten wir uns. Der Ruhrpott mit seinen Autobahnen ist schöner.
Toronto war dann Dortmund, nur breitflächiger und englischer. Das gefiel uns etwas besser als Montreal, da wir mit der Dundas Street eine hippe Ausgeh-Meile fanden, die uns an Berlin-Kreuzberg erinnerte. Lauter nette kleine Restaurants, in denen wir wie in Europa länger und entspannter sitzen konnten, als in den USA. Unsere Unterkunft bezogen wir in einem Hampton Inn in Brampton, am Rande der Stadt. Es wurde von kanadischen Indern geführt, die zum Trotz gegen die mexikanische Trump Anhängerin sehr nett und hilfsbereit waren. Mit der Empfangsmitarbeiterin blieben wir zwei Wochen lang im telefonischen Austausch, nachdem meine Frau ihren neuen Lieblings-Schal vergessen hatte. Wir tauschten uns alle drei Tage mit der Mitarbeiterin über das kanadisch-amerikanische Postwesen aus und wie man den Schal zu welcher Zeit wohin auf unserer Tour befördern könnte. Leider ergebnislos, so dass sie letztendlich den Schal geschenkt bekam. Es regnete immer noch.

Niagara Fälle: Amis lieben Pinkelbecken
Von Toronto aus ging es morgens am 24.12. nach Pittsburg, Pennsylvania. Wir fuhren zuerst zu den Niagara-Fällen, um dort ein paar eindrucksvolle Fotos zu machen – spannend, so wie bei Dr. Kimble’s „Auf der Flucht“. Wer es nicht weiß: Die berühmten Niagara Fälle liegen genau zwischen Kanada und den USA – zwischen dem Ontario- und dem Erie-See. Streng genommen sind die Wasserfälle auf der kanadischen Seite, während man sie von der US-Seite aus angucken kann. Wer die US-Seite betritt, sieht ein riesig großes Plantschbecken und im Hintergrund zwei mittelgroße Wasserfälle. Erst fragten wir uns, ob wir richtig seien, dann nahmen wir die ganzen Hotels und Casinos drumherum wahr und auch die Aussichtsplattformen mit dem Hinweis, das seien die Niagara-Fälle.
Mir wurde schlagartig wieder bewusst, dass die Amis auf alles abfahren, das im Ansatz wie ein Wasserfall aussieht. Wir haben in den USA schon Ausschilderungen zu „Water Falls“ gesehen, die dann zu irgendwelchen pinkelnden Abwasserrohren führten, die aus einem Felsen herausragten. „Sei es so, alle sind glücklich hier“, sagten wir uns und setzten unseren Weg nach Pittsburgh fort. Diesmal begann es zu schneien. Santa Claus hatte Mitleid mit uns – aber nicht mit anderen Autofahrern.
Pittsburgh: Auf dem Highway ist die Schnee-Hölle los
Big und bigger. Auf dem Highway begegneten wir fast nur SUVs und man denkt sich, dass jeder so eine große Schüssel im Winter fahren kann. Denkste. Als Alpen-, Lappland- und Nordnorwegen erprobte Autofahrer, hatten wir schon einiges gesehen, aber das hier übertraf alles. Kaum war der Highway verschneit und es stürmte etwas, brach die pure Panik aus. Über eine Strecke von 30 Meilen lag alle paar Kilometer ein SUV im Graben – überschlagen, verdreht oder anders im Schnee steckend. Ja, so ist das, wenn man den SUV nur zum Prahlen kauft und zu schnell die Spur wechselt. Im Schneckentempo erreichten wir Pittsburgh, Pennsylvania nach sechs Stunden Schneetreiben.
Mehr Schnee bekamen wir nicht ab. Dafür aber mit Pittsburgh eine der schönsten US-amerikanischen Städte, damit meine ich eine „richtige“ Stadtarchitektur und nicht das übliche hier der ewig große Shopping und Industriegegend und dort die Wohngegenden. Eine richtige Stadt eben mit Gehsteigen, kleinen Geschäften und Restaurants sowie schöner Architektur. Einst war sie Amerikas Stahlmetropole. Nach dem Niedergang dieser Industrie in den 1970ern hat sie es geschafft, sich aufzurappeln und sich (wirtschaftlich und kulturell) neu zu erfinden.
Wir besuchten die Synagoge, in der im Monat zuvor bei einem Amoklauf 11 Menschen ermordet wurden. Dort blickten wir in ergriffene Gesichter und nahmen jede Menge Mitgefühl wahr, auch von den anderen Kirchen in Pittsburgh.
Im Senator Heinz History Center bewunderten wir dessen Ketchup-Flaschen, Sklaverei-, Native- und Cowboy-Wachspuppen, Mode aus „Black Movies“ sowie die originale Apollo 11-Kapsel mitsamt zerschlissenem Raumanzug. Die Amis lieben (im Gegensatz zu uns Europäern) Event-Museen, in denen das Ausgestellte möglichst plastisch und greifbar wirkt – eben weniger wissenschaftlich und ohne viel Text dazu. Ähnliches auch im Fort Pitt Museum, das auf dem Gelände der ersten weißen Siedlung steht und auch die Geschichte der Natives thematisiert. Im Anschluss belohnten wir uns mit einem dicken Pastrami Sandwich bei Primanti Brothers. Ab Abend flanierten wir in der Walnut Street, eine Art Mini-Ku’Damm.
Somit war Pittsburgh der richtige Ort, an dem wir in einem schönen Apartment besinnliche Weihnachtstage verbrachten – ganz ohne Grinch, leuchtendem Elch oder Spinnenmann.

Noch mehr Bürgerkrieg und Kultur
Dann ging es über West Virginia (dem trostlosen Armenhaus der USA) nach Washington D.C., um dort das Holocaust-Gedenkmuseen und das Museum für US Geschichte zu besuchen. Man kann dort das Batmobil ansehen und das erste originale Superman-Kostüm bestaunen. Leider sind beide Superhelden im Ruhestand. Man braucht sie heute mehr denn.
Danach trafen wir unsere Freunde aus Minnesota in Fredericksburg, Virginia. Das ist eine der ältesten Städte der USA. Sie wurde um 1714 von Deutschen gegründet und hieß zuerst „Germaana“. George Washington spielte hier als Kind, die nach ihrer Zerstörung durch den blutigen Sezessionskrieg vom 11. bis zum 15. Dezember 1862 einen gut erhaltenen historischen Kern hat. Man hat den Eindruck, dass jeder Einwohner in Fredericksburg sämtliche Details des Bürgerkriegs-Geschehens aus dem FF kennt. Ein Bimmel-Bus brachte uns zu sämtlichen Orten der Schlacht – am Rande winkten uns Bürger zu – so dass wir uns danach ziemlich erschossen fühlten.
Unsere nächste große Schlacht fand dann in Gettysburg statt, wo 1863 der Bürgerkrieg zu Gunsten der Nordstaaten entschieden wurde. Wen historische Waffen und Uniformen interessieren, ist gut im dortigen Museum aufgehoben. Unser Ding war es nicht.
Sylvester und ab nach Florida
Dafür war eine ruhige Sylvesterfeier in New Jersey unser Ding; in einem Lofthotel mit anonymer Bar und schöner Aussicht. Nach ein paar weiteren Tagen New Yorck City ging es für 10 Tage dann in‘s sonnige Florida, wo wir uns in einem Nationalpark mit Alligatoren verlaufen hatten und wieder an der Golfküste gelandet sind.
Aber das wäre eine eigene Reisegeschichte.





