Die dümmsten Reiseplanungen

Mit Arthur quer durch Spanien und Frankreich 

„Dümmer geht’s nümmer“. Ein Monat Winterurlaub mit Hund. Geplant waren die Lofoten – im nördlichen Norwegen mitsamt Nordlichtern und Schneegarantie. Nachdem ich die komplette Tour mit Auto zusammengestellt und alle Unterkünfte gebucht hatte, kam das Erwachen. In einem Reisebeitrag über jene Traum-Halbinsel fiel beiläufig der Satz „in den tiefen Wintermonaten ist es auf den Lofoten nur 2-3 Stunden am Tag hell“. Also alle Buchungen storniert und neue Planung.

Da die Lofoten zu dunkel sind und wir mit Arthur nicht nach Übersee fliegen“, so meine weltbeste Ehefrau „möchte ich im Winter im warmen Teil von Europa den Urlaub verbringen.“ Also neue Route geplant und alle Buchungen vorgenommen: durch das nördliche Spanien nach Porto und Lissabon und unten herum wieder zurück. Nachdem ich alles mit nächtelanger Recherche geplant und gebucht hatte, fiel mir siedend heiß ein, dass ich schonmal vor langer langer Zeit in Portugal Sylvester verbracht hatte und es nachts in den Unterkünften sehr kalt war. Daraufhin suchte ich auf den Fotos der gebuchten Apartments und Ferienhäuser erfolglos nach Heizkörpern. Wieder dumm gelaufen. Dann zählte ich die Kilometer zusammen und guckte unseren Herzilein-Beagle an. Er sah mir nicht danach aus, über 4.500 Kilometer Fahrerei begeistert zu sein. Ok, dann eben nur Spanien und auf dem Rückweg Provence – mit Heizung versteht sich.

Arthur allein zu Hause?

Die Sandmücke als Hundeschreck

Beim Gesundheitscheck fragten wir die Ärztin, welchen Tipp sie uns für unseren Hund bei der Spanienreise geben kann. Ihre Antwort: „Am besten, Sie lassen Arthur zu Hause.“

Hintergrund war ein winzig kleines Tier namens Sandmücke (auch als Sandfliege bekannt), die Leishmanien übertragen kann (aber nicht immer muss) und damit großen gesundheitlichen Schaden anrichtet.

Daraufhin recherchierte ich nach jenem Insekt und fand anhand einer Dissertation zu diesem Thema () heraus, dass die Sandmücke im Mittelmeerraum zwischen Oktober und März pausiert, da es ihr zu kalt ist. Erst, wenn an drei aufeinanderfolgenden Nächten die Minimaltemperatur bei 20 Grad Celsius liegt, dann erwacht sie zu ihrem mörderischen Leben. Außerdem meidet sie Orte, die über acht Meter Höhe liegen. Vereinzelt kann sie aber in Gebäuden überwintern.

Mit einer nächtlichen Durchschnittstemperatur von ca. 12-13 Grad Celsius am wärmsten Ort Festland-Europas (unterhalb Valencias in der Region Murcia) würden wir sie draußen nicht mehr antreffen. Für den Innenbereich besorgte ich zwei Elektro-Insektenvertreiber. Unser Maus erhielt die Präventions-Wunderwaffen Advocate, Advantix sowie das Seresto-Halsband. Das verträgt er gut. Wir waren gewappnet.

Winterurlaub Figueres

Auf Abenteuern im Beagle-Mobil

Hunde lieben große Autos

Mit unserem Beagle-Mobil ging es los. Es handelt sich hierbei um einen großen, flotten Kombi, der auf der Rückband eine Business-Class für außergewöhnliche Fellnasen beherbergt: zwei orthopädische Hundebetten, von dem eines als „Höhle“ überdacht ist. Dazu mehrere bequeme Daunenkissen und flauschweiche Decken. Ein Bordservice kümmert sich um Getränke und Leckerlis.

Der Chauffeur wurde angewiesen, alle zwei Stunden auf den Rastplätzen und Hundewiesen mit den besten Schnüffelstellen zu halten. Außerdem sollte eine Fahrt nie länger als insgesamt sechs Stunden dauern. Die Fahrt nach Figueres (erster längerer Aufenthalt) dauerte somit zwei Auto-Tage und danach gab es eine längere Pause.

Figueres ist immer ein Foto wert

Der andalusische Hund in Katalonien

 

Unsere erste längere Station war Figueres. In Dalis Geburtsort waren es immerhin 20 Grad Celsius. Bis auf sein sehenswertes Museum wirkt diese östliche Kleinstadt nicht besonders surreal. Für unseren Königshund stand ein Haus mit großer Terrasse zur Verfügung – etwa 5 Minuten von Dali entfernt und gegenüber dem Stadtpark gelegen.

Wie immer, wenn wir in ein Apartment oder Haus einchecken, müssen wir vorgehen, wie der Secret Service, bevor der Präsident vor Ort eintrifft. Es ist ein gut eingespielter straffer Plan, der wie folgt abläuft: Während meine beste Frau von allen mit dem Hunde-Präsidenten eine kleine Führung über die örtlichen Wiesen durchführt, inspiziere ich die Räumlichkeiten und entsorge alle Gegenstände, die potenziell gefährlich sind: Deko-Material auf niedrigen Tischen und Sofas, kleine Sofa-Kissen, kleine Teppiche, Fernbedienungen (auf denen kaut Arthur besonders gerne herum), Kerzenständer, usw. Daraufhin werden Sofas, Sessel und Betten mit Decken überzogen. Ein letzter Blick richtet sich auf potenzielle Ausbruchmöglichkeiten im Garten oder auf der Terrasse. Sobald alles „gesichert“ ist, wird der Präsident in die Räume geführt und darf Sofas und Betten auf Härtegrad und Flauschigkeit testen.

So auch in Figueres. Der besagte Stadtpark war für eine Gassirunde nicht besonders schön, aber ausreichend. Das Highlight für unseren Maus war nicht etwa Dalis und Bunuels avantgardistischer Film „der andalusische Hund“ (der im übrigen nichts mit Hunden zu tun hat), sondern das Castell de Sant Ferran. Das ist Kataloniens größtes Bauwerk und die größte Festung Europas aus dem 18. Jahrhundert. Kleine Hunde mögen es eben groß. Wir hatten Glück. Außer uns war niemand anderes zu Besuch und auch kein Aufsichtspersonal anwesend. Das hieß für Arthur: endlose Weiten über ein riesiges Areal mit Wiesen, Rundbögen und Stallungen. Meine weltbeste Frau fotografierte ohne Pause.

Das Fotoshooting nahm auch in Girona und in anderen kleinen Orten kein Ende. Nicht einmal die Corkies der Queen, Paris Hiltons Tinkerbell oder Rudolph Mooshammers Daisy wurden so oft und eingängig fotografisch in Szene gesetzt, wie unser Arthur. Deshalb ist es mir manchmal ein Rätsel, wie dieser Hund keine Promi-Allüren bekommt und mit der Nase auf dem Boden bleibt. Auf dem Boden bleiben auch die Katalonen nach ihrem Volksentscheid.

Winterurlaub Hund

Moto-Christmas

Holland ist auch in Katalonien

 

Auf unserer Fahrt durch Katalonien wurde uns bewusst, dass sich dieser Landesteil sich nicht als Spanien-zugehörig begreift. In einem Referendum stimmten von 43 Prozent aller Wahlberechtigten über 90 Prozent für die Unabhängigkeit Kataloniens vom Spanischen Staat. Das fand die Zentralregierung nicht lustig. Seitdem sitzt das letzte katalonische Parlament wegen Hochverrats im Gefängnis und der Präsident der Generalidat Catalunya Carles Puigdemont (das ist dieser Politiker mit der Playmobil-Frisur) lebt im belgischen Asyl. Heute sieht man überall in Katalonien die Unabhängigkeitsflagge. Speisekarten sind auf Englisch und Katalonisch (nur vereinzelt auch auf Spanisch). Absolutes No-Go: einem Katalanen sagen, dass er Spanier ist.

Über die Weihnachtsfeiertage ging es in ein schickes Land-Apartmenthotel etwa eine Stunde nördlich von Barcelona. Die ersten Tage genossen wir dort inmitten der Hügellandschaft – mit Blick auf eine alte Burg – Ruhe und grün pur. Dann kam ein Kleinbus. Dann zwei, dann drei, dann vier…dann stand nicht das Christkind, sondern eine niederländische Unternehmer-Großfamilie vor der Tür. Mit im Gepäck: Zwei Motocross-Maschinen, um die einheimischen Wanderwege zu erkunden. Na toll!

„Die kommen jedes Jahr“, ließ es uns die Vermieterin wissen. „Es tut mir Leid, wenn es etwas lauter wird.“ So einen Satz lese ich immer ganz gerne direkt nach der Buchung der Unterkunft, um wenigstens umbuchen zu können. Dass die Holländer gerne und lustig feiern, ist kein Klischee, sondern gelebte Kultur. Knatternde Cross-Maschinen in der Landschaft drumherum rundeten den Spaß für uns ab. Glücklicherweise achteten sie auf Heiligabend und die darauffolgenden Weihnachtsfeiertage auf uns. Dann hieß es Party los. Wir brachen auf nach Saragossa.

Spanien, wie es keiner kennt

Za Za Zabadak

Zu Saragossa fiel mir nur die 80er Jahre „Saragossa Danceband“ (Za Za Zabadak) aus München ein. Vielleicht ein Grund, sich diese Stadt für zwei Tage etwas genauer anzusehen? Weiß nicht.

Das Apartment war toll und hatte sogar einen Tiefgaragenstellplatz (Goldwert in Saragossa), aber leider keine direkte Anbindung an einen Hundegassi-Park. Dafür gab es den „Aqua Park Luis Bunuel“  – endlose Auslauffläche für größenwahnsinnige Hunde, die sinnlose Monumentalkunst lieben. Will heißen: Im Park befinden jede Menge leerstehende Monstergebäude, die keine wirkliche Funktion haben, sondern nur „wirken“. Für Arthur ein Gassi-Eldorado und für uns wie ein Münchner Olympiadorf ohne Olympia. Die Altstadt von Saragossa ist mit ihrer Kathedrale und dem Maurischen Palast ebenfalls absolut sehenswert.

Nur mit den Tapas-Bars hat es nicht hingehauen: Hier dürfen keine Hunde rein. Die Spanier haben es nicht mit Hunden in der Gastronomie. Wir fragten uns: Schmecken den Hunden die Tapas nicht, oder warum dürfen sie nicht die spanische Gastfreundschaft genießen?

Diese Frage stellten wir uns auch an anderen Orten wie Valencia. Diese drittgrößte und angeblich drittschönste Stadt Spaniens stand als nächstes auf dem Plan.

Winterurlaub Hund
Winterurlaub Hund

Valencia als Vorzeige-Hundemetropole

Pet unfriendly Ciudad

 

Wir bezogen ein Hotelzimmer mit kleiner Terrasse. Auch hier wurde unser Hund auf besondere Weise empfangen. An der Rezeption mussten wir eine 16 Punkte-„Vereinbarung“ unterschreiben, dass Arthur keine Rechte hat, nichts darf und am besten in seiner Eigenschaft als Hund unsichtbar zu sein hat. Das ganze nannte sich „Pet friendly Hotel“. Ganz Valencia gibt sich hundefreundlich.

Unsere Unterkunft lag nahe des Grünstreifens, der sich durch Valencia zieht. Dieser beinhaltet einen Hundefreilauf und lauf Stadtplan endlose Wiesen (das was bei Google Maps grün gefärbt ist). Voller Erwartung eilten wir mit Arthur zum Stadtpark und der Hundefreilauf war eine etwa 200 Quadratmeter große, umzäunte Staubpiste. Im Park mussten wir aufpassen, nicht von E-Rollern, Fahrradfahrern, Skatern und Kettcars (!) überrollt zu werden. Das erinnerte ein wenig an die vogelwilden Radfahrer in Berlin – nur dass dort (bis auf die Plätze im grünen Kreuzberg) die Hundeausläufe vergleichsweise groß sind. Auch ähnlich wie in Berlin ist der Verschmutzungsgrad des Parks.

Bei unserer Stadterkundung lernten wir Conny kennen. Eine Münchnerin, die seit 30 Jahren in Valencia lebt und einen lahmen 13 Jahre alten Podenco im Schlepptau führte. „Bis vor einigen Jahren haben mich die Leute hier befremdet angesehen, weil ich den Hundekot aufgesammelt habe“, sagte sie. „Das gehörte sich in Spanien nicht für eine Frau.“ Aber nun hat sich einiges geändert und der Hund wurde (auch wie bei uns) als Geldquelle für die klamme Staatskasse entdeckt. „Heute wird von mir verlangt, dass ich den Kot wegmache, was auch ok ist.

Aber wenn mein Hund an eine Mauer pinkelt, dann muss ich das mit Wasser wegspritzen“, klagte Conny. „Wenn du das nicht machst und sie dich erwischen, kostet das ebenfalls 50-100 Euro. Die Polizei kontrolliert gerne und viel.“ In Valencia ist man auf den Hund gekommen. Es gibt extra Hunde-Taxen  (4 Stück an der Zahl), die Hunde befördern und sogar ein Cafe für Hundehalter/innen (mit ihren Vierbeinern). Was zuerst toll klingt, ist bei näherem Hinsehen traurig. Das Cafe wirkt steril und ganz ehrlich: Wer möchte in ein Cafe mit noch 10 anderen Hunden? Warum die Fellnase nicht in alle Cafes (Innenbereich) mitnehmen dürfen? Warum befördern nicht alle Taxen Hunde? Man kann ja die Ledersitze leicht reinigen oder sie mit einer Hundedecke überziehen – gerne auch mit einer Zusatzgebühr. Ich habe den Eindruck, dass Hunde in Spanien den Makel von etwas „Schmutzigem“ tragen. Ähnlich auch in Restaurants und Hotels.

Für uns als Großeltern stellt sich die Frage, was denn der große Unterschied in Punkto „Lärm“ und „Unordnung“ von Hunden zu Kleinkindern in der Gastronomie ist. Wenn Kleinkinder am Nachbartisch laut schreien oder quer durch den Gastraum herumtoben, dann werden sie auch nicht ausgesperrt oder verboten. Ein Adults only Restaurant haben wir noch nie in Spanien (oder anderswo gesehen). Ähnliches gilt für Hotels (wenige Adults only-Hotels sind eine Ausnahme).

Als Sommerurlauber bekommt man das nicht mit, da Hunde im Außenbereich von Restaurants und Bars meistens toleriert werden und man nicht drinnen sitzt. Im Winter hingegen ist es dafür abends zu kalt. Drinnen durften wir nicht mit Arthur sein, also speisten wir Take Away-Fastfood im Hotel.

Valencia als spanische Metropole ist sicherlich einen Besuch Wert und architektonisch sowie kulturell sehr interessant. Wer im Winter mit seiner Fellnase kommt, sollte aber nicht länger als 1-2 Tage bleiben; andernfalls fühlt man sich wie ein Sonderling. Wir brachen unseren Hotelaufenthalt 1 Nacht früher ab und reisten weiter in die Region Murcia, wo wir in der Nähe des wärmsten Festland-Ortes Europas (im Winter) ein schönes Apartment beziehen wollten. Stichwort: „Ich möchte dorthin, wo es im Winter warm ist“ (siehe oben).

Wo das Gemüse herkommt

Die hässlichste Gegend von Spanien

Nach dem Motto „Reiseplanung für Dumme“ hatten wir uns für ebenjenen wärmsten Fleck von Festland-Spanien entschieden, der zwischen Cartagena und Almeria liegt: Aquilas. Die Fahrt dorthin führte auf der Autobahn durch endlose Landschaften, die mit weißer Plastikfolie bedeckt waren. Irgendwoher müssen die Gurken und Tomaten ja kommen, dachte ich mir wohlwollend. Zwischen Industrie und Argar-Region nahmen wir sogar etwas Natur wahr. Wenn es eine Ausschreibung für die hässlichste Gegend von Spanien geben würde, dann wäre diese Region ganz weit vorne bei der Nominierung. Aber wir durchquerten sie in der Hoffnung, zu einem wunderschönen Ort am Meer zu gelangen. Den gab es leider nicht. Stattdessen eine triste Feriensiedlung in einer staubigen Gegend ohne schöne Gassirunden – am Rande von Aguilas.

Hier bezogen wir ein schickes Apartment mit großer Dachterrasse und Meerblick (am Horizont). Sogar ein kleiner Park mit Hundefreilauf befand sich gegenüber. Es schien, als wären wir die einzigen ausländischen Touristen im ganzen Ort. Das erfreut natürlich und man fühlt sich als Individualreisender, bis man sich fragt: Warum sind denn hier keine (ausländischen) Touristen?

Unser erster Weg führte in den Park zum Hundefreilauf. Noch nie im Leben habe ich so viel Hundekot auf so kleiner Fläche verteilt gesehen. Erst dachte ich, die Einheimischen würden damit den Rasen düngen. Dann wurde mir klar, dass es keine kontrollierende Polizei gab und sich viele Spanier/innen zu fein sind, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner aufzusammeln. Da hatte Conny aus Valencia wohl Recht. Selbiges im kleinen staubigen Hundefreilauf. Warum tun wir uns so etwas an?

„Na gut, dann fahren wir eben nach Aguilas rein und sehen uns dort um“, beruhigte ich meine Ehefrau. Auch hier war die Enttäuschung groß: Ein seelenloser hässlicher Ort, der neben einer Festung drei große Sehenswürdigkeiten hat: das Fußballmuseum, das Fastnachtmuseum und der britische Friedhof. Selbst das Einkaufszentrum wirkt wie ein Friedhof. Im Untergeschoss ist ein großer Supermarkt, oben waren einmal Geschäfte – die Räume stehen gespenstisch leer. Dumm gelaufen, dumm recherchiert und dumm gebucht.

Wir hatten zwar für insgesamt 9 Tage bezahlt, brachen aber nach 5 Tagen den Aufenthalt ab (egal um’s Geld: Urlaubszeit ist für uns immer Quality Time) und fuhren (mit einer Übernachtung bei Barcelona) direkt in die Provence. Dort ist es immer schön. Adios Espana – nur in Katalonien haben wir uns wirklich wohlgefühlt.

Winterurlaub

France mon amour

Liebeskummer in der Provence

 

Nach dem Motto „jetzt erst recht“ buchten wir in der Provence bei Sisteron ein großes Ferienhaus mit riesigem Garten und einer Top-Bewertung. Wir kündigten unserem Hundestar an.

Wir hatten auch hier um die 20 Grad Celsius, Sonne und die Landschaft war saftig grün. Das „Mas“ war groß (wenn auch nicht besonders schön eingerichtet) – die Vermieter waren nett und hatten selbst drei Hunde. Sie wohnten direkt nebenan. Was sie uns vorher nicht mitteilten: ihre Hündin war läufig.

Für unseren Hundeprinz war das zuviel der Hormone. Er stand unter Dauer-Stress, hechelte, wollte immer zu der Hunde-Dame und wachte am Fenster. Damit konnten auch wir nicht richtig entspannen. Ärgerlich war, dass wir von der Läufigkeit nebenbei vor Ort erfuhren, anstatt vor unserer Anreise. Aber das schnelle Geld zählt dann für die Vermieter mehr als unzufriedene Gäste.

Demzufolge nutzte der große Garten nichts und auch diese Unterkunft hätten wir uns getrost sparen können. Wir hatten für 5 Nächte gebucht und reisten nach 3 Tagen wieder ab in die nächste Unterkunft, in die wir früher einchecken durften: Ein neues Ferienhaus nahe Apt mit umzäunten Garten. Endlich kamen wir in der Provence an. Das Haus war klasse, der Garten für unseren Maus wie geschaffen. Rundherum ein malerischer alter Ort mit Blick über die wunderschöne Van Gogh-Landschaft. Die Sonne lachte und wir auch. Nur gab es ein kleines Problem: Arthurs Pferdefleisch ging zur Neige und er lehnte die Dosen ab, die wir für ihn als Notreserve mitgenommen hatten.

Mein Schatz ist Algerier

Beim Pferdemetzger in Frankreich

 

„Pferdefleisch in Frankreich?“ Kein Problem, dachten wir. Es gibt hier sogar extra Geschäfte hierfür. Meine Frau suchte den Pferdemetzger auf, der nur Französisch sprach. Mit Schulfranzösisch kommt man aber in Frankreich nicht weit, da die meisten Franzosen und Französinnen einen Deutschen mit seinen Sprechversuchen verstehen können, aber nicht müssen. Das ist nicht nur ein Vorurteil sondern eine sich immer wieder bestätigende Erfahrung. Somit fragte meine Frau in ihrem besten Französisch: „Avez-vous du cheval? Mon chien est allergique.“ (Haben Sie Pferd? Mein Hund ist Allergiker). Was verstand der Metzger? „ „Avez-vous du cheval? Mon chéri est algérien“ (Haben Sie Pferd? Mein Schatz ist Algerier). Etwas verwirrt zeigte er auf ein Perdefiletstück.

Kostenpunkt: 40 Euro pro Kilo. Mit viel Verhandlungsgeschick und der Klarstellung, dass nicht der Schatz aus Algerien  kommt, sondern der Hund Allergiker ist, verkaufte er uns ein 500g-Stück Pferdefleisch für „nur“ 17 Euro. Arthur genoss es in Windeseile.

Mir wurde auch klar, warum Barf-Shops (das sind die Läden mit dem rohen Fleisch für Hunde) in Frankreich kein Pferd anbieten. Dann würden die Pferdemetzgereien pleite gehen, weil die Franzosen das Fleisch für sich selbst (und nicht für ihre Fellnasen) kaufen würden.

Nach Rücksprache mit seiner Ernährungsberaterin kauften wir Arthur frischen Kabeljau und Lachs, um die letzten Urlaubstage zu überstehen. Der Hund mag’s eben g’sund.

King Arthur liebt France

Bis zum nächsten Abenteuer

Nach der ganzen Odysee wurde uns klar, dass wir nächstes Jahr (falls der Süden wieder ein Thema ist) nicht weiter als nach Katalonien fahren und die Provence ein gutes Reiseziel mit angenehmen Temperaturen ist. Wir werden nach läufigen Hündinnen, Hundeausläufen und geplanten großen Familienfeiern fragen, bevor wir endgültig buchen.

Dass Pferdemetzgereien keine Barf-Shops sind und die Franzosen scheinbar auch auf Hundefutter stehen, haben wir ebenso gelernt. Unser nächstes großes Urlaubsziel im Mai wird ebenfalls Frankreich sein – Aquitanien, die Dordogne und die Bretagne – wo es im Sommer kühler ist. Natürlich alles Maus-gerecht, umzäunt und mit den vielen Schlössern auf der Route irgendwie „königlich“ für unseren Arthur.

Winterurlaub
Winterurlaub
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Winterurlaub mit Hund 2 1