Wir waren im Dezember 2019 und Januar 2020 bereits Vorreiter, was die Conona-Pandemie in Deutschland angeht. So reisten wir im Nachbarland Vietnam, als die Epidemie in China ihren Anfang nahm und trugen bereits das erste mal in unserem Leben Atemschutzmasken, als diese in Deutschland nur als asiatische Eigenheit bekannt waren. Im Nachhinein kann man 2020 auch als das Jahr der Atemschutzmaske bezeichnen. 2021 war das Jahr der Impfstoff-Bürokratie.

Wenn man diesen Wahnsinn, der von China und dessen Desinformationspolitik ausging, aus heutiger Sicht betrachtet, so hat die Pandemie nicht nur viele Menschenleben gekostet, sondern hat auch die Politik der (teilweise sehr unsinnigen) Maßnahmen viele berufliche Existenzen bedroht und zerstört. Verschwörungstheoretiker haben Aufwind bekommen. Die Gesellschaft ist (immer noch) gespalten, weil man ganze Bevölkerungsgruppen in Haft genommen, die Wirtschaft komplett heruntergefahren und Desaster hinterlassen hat – das Kleingedruckte in den „Corona-Entschädigungen“ sei mal außen vor gelassen.

Vor diesem Hintergrund ist es etwas schwierig, eine humorvolle Reisegeschichte zu schreiben. Aber weinend und lachend geht die Welt zu Grunde – oder rettet sich eben. Ich bin der Meinung, dass wir Geschichten brauchen, um den Kopf zu heben und die Gedanken in eine andere Richtung zu drehen; sei es auch nur, um uns abzulenken oder wieder aufzustehen. Also heben wir mal wieder ab – diesmal nach Vietnam…

Warum ausgerechnet Vietnam?

Vermüllte Strände, laut, voll und Abzockermentalität“, schrieb der eine im Asienforum über Vietnam. „Unerschlossene, tolle Landschaften, superfreundliche Menschen und weiße Puderzuckerstrände“ rief es aus der anderen Ecke. Über Vietnam sind sich die wenigsten Reisenden einig. Über kaum ein anderes südostasiatisches Land gehen die Meinungen so weit auseinander. Wir erfreuten uns an den schönen Fotos und Beiträgen im Internet und wollten eine andere Kultur erleben und Sonne tanken. Außerdem gehen wir gerne vietnamesisch essen. Also entschieden wir uns für dieses Land.Man kann Vietnam als Pauschalurlaub über Lidl und Aldi buchen oder (wie wir) individuell erschließen.

Eine Bekannte entschied sich für eine Discounter-Pauschalreise und der Urlaub war ein Dauerstressprogramm pur. Kaum in Ho Chi Minh Stadt nach 16 Stunden Anreisezeit gelandet, ging es zwei Stunden später in vollklimatisierten Bussen von einer Stadtrundfahrt zur nächsten Besichtigung mit fünfzig anderen gejetlagten Touristen. Nach insgesamt fünf größeren Ausflugszielen inklusive Rundum-Vollprogramm kam unsere Bekannte noch urlaubsreifer wieder und freute sich auf ihren weitaus ruhigeren Arbeitsalltag. Warum macht man sowas? Wir ersparten uns eine derartige Reise nach Vietnam. Deshalb unser individueller Reiseplan nach Ho Chi Minh Stadt, auf eine Insel, dann in den Norden, Hanoi und Umland, dann in’s Mekong Delta, danach auf eine Insel, dann wieder Saigon. Da die Zeit auf viereinhalb Wochen begrenzt war und wir uns erholen wollten, entschieden wir uns für Inlandsflüge (bitte nicht Greta Thunberg davon erzählen!) anstatt für die ewig langen Bahnfahrten von Nord nach Süd und umgekehrt. Aber zuerst ging es nach Vietnam selbst.

Burger

Airfrance je t‘aime - ohne Sitzplatz fliegen

Zugegeben: ich bin vielleicht ein spießiger Wohlstandsschnösel. Und ja, es gibt weitaus wichtigere Probleme, als die eines Fernreisenden. Zu meiner Verteidigung darf ich sagen, dass sich unsere verquere Welt jeden Tag auch in kleinen scheinbar unbedeutenden Dingen ausdrückt; ganz gleich, ob am Flughafen, an der Bar im 5-Sterne-Hotel oder in einer Wellblechhütte um die Ecke. Dann heben wir mal ab.

Ich weiß nicht, ob uns ein Anfall von Dummheit trieb, als wir unsere Flüge nach Vietnam mit der Airfrance gebucht hatten. Ok, sie waren vergleichsweise günstig. Der Rückflug fand in Kooperation mit Vietnamairlines statt.

Doof gelaufen: Die eine Airline kam nicht in die Sitzplatzreservierung der anderen Airline herein und beide, beziehungsweise deren rumänischer Kundendienst, bezichtigten sich gegenseitig der Unwissenheit und Unfähigkeit, Sitzplätze zu buchen; ganz gleich, ob in der Hotline oder direkt am Flughafenschalter. Somit hatten wir keine Sitzplatzreservierungen für den Rückflug – mussten ohne Sitzplatz bleiben.

Außerdem: Umsteige-Flughafen Paris Charles des Gaulles. Das bedeutet: Umsteigezeit inklusive Ausstieg und weiterer Sicherheitskontrolle: eine Stunde (falls der Zubringerflug überhaupt pünktlich landet). Ein vier Kilometer langer Schnellspurt durch alle Flughafen-Terminals bis die Reifen des Handgepäcktrolleys qualmen.

Wir buchten also den Zubringerflug nach Paris um und das bedeutete drei Stunden Umsteigezeit, aber um vier Uhr früh aufstehen.

Letztendlich wussten wir nicht, ob unser Flug überhaupt ging, da sich Frankreich wegen Macrons Bemerkung, über die Rentenpläne nachzudenken, im Generalstreik befand. Ja, die Franzosen streiken gerne – selbst, wenn noch nicht klar ist, ob es wirklich einen Anlass hierfür gibt. Wir hatten Glück und erfuhren einen Tag vorher, dass unsere Flüge planmäßig stattfinden sollten.

Der Economy-Hinflug mit der Air France war zumindest ganz passabel, da es gratis Champagner gab und die Fluggastbespaßung mit dem bunten Unterhaltungsprogramm gut lief. Leicht beschwippst stiegen wir in Ho Chi Minh Stadt (Saigon) aus dem Flieger und suchten sogleich den Schalter von Vietnam-Airlines auf. Dort hieß es ernüchternd, dass für den Rückflug keine passende Buchungsnummer vorliege und deshalb keine Sitzplätze gebucht werden konnten. Man solle in zwei Wochen noch einmal vorstellig werden. Soweit, so unerfreulich.

An dieser Stelle der Tipp an die Leser/innen: Immer nur die Flüge buchen, die allesamt von einer Airline durchgeführt werden.

Montreal

Ho Ho Ho-Chi-Minh: Wer’s deftig mag…

Raus aus dem Terminal, rein in’s Taxi zum Hotel – hier muss man vor Abzocke aufpassen und auf den Anbieter Vinasun setzen. Das sind die letzten Klapperkisten, die bei uns niemals den Tüv bestehen würden. Man muss nur vorher klar machen, dass das Taxameter mitlaufen und der Fahrer Umwege vermeiden soll. Dann ist es für unsere Verhältnisse billig.

Einen Mietwagen kann man sich in Vietnam nicht nehmen. Den gibt es schlichtweg für normalsterbliche Touristen nicht. Dafür kann man Scooter (Motorroller) in sämtlichen Kubikklassen mit PKW-Führerschein mieten.

Der Verkehr in Saigon ist typisch asiatisch-großstädtisch: Lawinen von Motorrollern, auf denen alles transportiert wird: vom Kühlschrank bis zum Hühnerkäfig. Streng genommen hätten wir mit unseren zwei kleinen und zwei großen Reisetaschen auch ein solches Gefährt nehmen können, um uns landestypisch fortzubewegen. Das sparten wir uns für später auf.

Saigon im Dezember 2019 war wie zu Corona-Zeiten – nur ohne den Virus. Aufgrund des hohen Feinstaubgehalts in der Luft trugen die meisten Menschen eine Maske.

Verglichen mit Ho Chi Minh Stadt sind die giftigsten Feinstaub-Straßen in den deutschen Großstädten Luftkurorte. Somit pusteten wir erstmal durch.

Was die Bewohner angeht, so hatten wir mit den Einheimischen nur durchweg gute Erfahrungen. Man begegnete uns sehr gastfreundlich, aufgeschlossen und stets mit der in  Südostasien typischen zurückhaltenden Geste des Gesichtwahrens und höflichen Lächelns. Es schließen sich zwar dadurch nicht auf Anhieb dicke Freundschaften, aber das Reisen ist sehr angenehm. Alle, mit denen wir (auch) „geschäftlich“ zu tun hatten, waren liebenswerte, ehrliche Menschen. So kenne ich auch die Vietnamesen, mit denen ich bei uns zu Hause zu tun habe. Leider haben sie ein nicht so freundliches Regime.

Umweltaktivisten ab nach Asien!

By the way: Das gute an einer Fernreise nach Vietnam ist in Zeiten von Klimawandel, Mülltrennung und endlosen, hässlichen Windkraftparks die Erkenntnis, dass es nicht wirklich die Deutschen sind, die den Planeten und das Klima kaputtmachen. Unser Anteil ist im Verhältnis gesehen marginal mit steigender Tendenz. Wer offenen Auges durch Asien reist, weiß, wovon ich spreche.

Im krassen Gegensatz zu einer öffentlichen Baustelle in Deutschland arbeiten die Leute hier Tag und Nacht und ziehen in einem Jahr fünf Mal einen BER (gemeint ist der Berliner Skandal-Flughafen) hoch. Nur Greta Thunberg fehlt. In Vietnam würde sie erfahren, wie es wirklich ist, die Zukunft zu verlieren. Umweltaktivisten wie sie landen hier für Jahrzehnte im Gefängnis. So geschehen beispielsweise bei einem Umweltskandal der Formosa Ha Tinh Steel Corporation, die unter anderem Phenol und Zyanid in das Südchinesische Meer abführte. Die Konsequenz war ein massenhaftes Fischsterben und kriminalisierte Umweltaktivisten; zumindest einer hinter Gittern.

Ganz abgesehen von der Silitiumförderung im Mekongdelta und den daraus resultierenden großen Umweltproblemen plant Vietnam bis 2030 den Bau von zehn weiteren Kohlekraftwerken. Das ganze Land ist eine halbe Müllhalde.

Unsere erste Station war das gut besuchte Antikriegsmuseum. Eine eindrucksvolle Ausstellung, welche die Kriegsgräuel mitsamt dem Agent Orange Einsatz, die Folterinstrumente und auch weltweite Antikriegsbewegung zu Vietnam (z.B. Veterans against War) darstellt.

Danach flanierten wir durch die Straßen und suchten nach den (in zahlreichen Reiseforen) hochgelobten Garküchen beziehungsweise nach einer Gourmetmeile.

Was wir fanden, sah für (verwöhnte) mitteleuropäische Verhältnisse alles nach Heilsarmeeküche in Kalkutta aus. Das kann leicht überheblich klingen – aber es ist nunmal Tatsache: Man musste auf kleinen Plastikhockern sitzen und darauf vertrauen, dass die nicht gekühlten und auf der verpesteten Straße zubereiteten Lebensmittel halbwegs unverdorben waren. Alles auf notdürftig gespültem Geschirr.

 Nur zum Vergleich: Wenn bei uns in Berlin jemand in Neukölln auf der Karl-Marx-Straße Spiegeleier brät und dazu Speckstreifen in die Pfanne haut, die den ganzen Tag in der Sonne und ungekühlt in einem Schaukasten an der Straße lagen und die Teller in einem mitgebrachten Eimer abspült, dann wäre das ein Fall für das Gesundheitsamt. Aber weil es Vietnam ist, fällt das unter den verzaubernden Oberbegriff „Streetfood“. Das mag ja solange schmecken, bis einem die Ratte aus dem Gebüsch zublinzelt… Von denen liefen einige herum. Also weiter zum Souvenir-Einkaufen.

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Vietnam - Land der Millionäre?

Ding Dang Dong. Vietnam macht einen zum Millionär. Wer bereits umgerechnet 50 Euro vom Geldautomaten abhebt, erhält 1,2 Mio Dong.  Eine reine Papier-Währung wie zu Zeiten der Weimarer Republik, ganz ohne lästige, schwere Münzen. Gut für Backpacker, die Gewicht sparen müssen. Auf den meisten Scheinen zeigt sich ein alter Mann mit Ziegenbart. Das ist der verstorbene sozialistische Führer Ho Chi Minh, nach dem Saigon umbenannt wurde. Dass er auf Geldscheinen abgebildet ist, spricht für sich, da Vietnam (ebenso wie alle anderen sozialistischen Diktaturen) einen Mix aus neoliberalem High Speed Kapitalismus und überwachungsstaatlicher Kontrolle ausprobiert. Vietnam besitzt ein exorbitantes Wirtschaftswachstum (3,7%) und überall im Land wird gebaut – sogar mehr als in Berlin. Davon profitiert vor allem die Oberschicht und auch die Chinesen mit ihren Joint Ventures.

Wie in anderen (oligarchischen und sozialistischen) Diktaturen verdienen die „einfachen“ Vietnamesen durchschnittlich wenig. Entsprechend viele Arbeitskräfte sind in allen (auch) sinnlosen Bereichen eingesetzt. In unserem Hotel haben wir im Frühstücksraum 6 Angestellte gezählt. In der Lobby waren 3 Pagen, ein Security-Mitarbeiter und 4 Rezeptionisten beschäftigt. In einem kleinen Cafe haben wir hinter der Theke 5 Angestellte gezählt – der Kaffee kam dafür aber nicht schneller.

Was das Shopping in Saigon angeht, so ist hier der Einzelhandel sehr stark. Ein „Geschäft“ ist bereits ein Holzbrett mitten auf dem Gehsteig, auf dem alte Schuhe verkauft werden, bis hin zu kleinen garagenähnlichen Länden und es gibt ein paar Malls. Die Vietnamesen verstehen viel von Synergieeffekten. Will man beispielsweise Arzneimittel kaufen, so gibt es dafür eine ganze Straße voll, nur mit kleinen Läden, die Säcke voll mit irgendwelchen Baumrinden, Wurzeln, etc. anbieten. Selbiges mit Stoff, Weihnachtsschmuck, etc.

Auch Markthallen gibt es viele, voller billigem China-Ramsch, Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch (ungekühlt). Wenn Sie so ein Markgebäude betreten, sollten Sie vorher tief Luft holen und vielleicht schaffen Sie es ja bis zum Ausgang auf der anderen Seite des Gebäudes. Wem das alles zu lärmig, zu heiß und zu stickig ist, den empfehle ich einen (weiteren) Museumsbesuch.

Als besonderes Highlight ist das Museum für schöne Künste hervorzuheben. Diese kleine Ruheoase befindet sich in einem alten Kolonialgebäude und beherbergt eine Reihe ausdrucksstarker Gemälde einheimischer Künstler/innen. Auch der Krieg wird in sämtlichen eindrucksvollen Werken thematisiert. In einem anderen Raum trafen wir eine Künstlerin an, die dort ihre selbstgemalten Werke verkaufen durfte. Alles in allem der für uns schönste Ort in Ho Chi Minh Stadt.

Erschöpft kamen wir in unser Hotel zurück, um uns für den Abend frisch zu machen.

 

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Da guckt man aus der Wäsche... Missverständnis unter der Dusche.

Ich stand unter der Dusche, der Wäscheservice des 4-Sterne Hotels klopft an die Tür. Meine wunderbare Frau rief zu mir durch die Badezimmer-Tür: Longdrinks mit inbegriffen? Ich antwortete, „ja klar“ – es sind wahrscheinlich die Begrüssungsdrinks. Ich duschte zufrieden weiter. Sie gab unseren Wäschebeutel ab. Als der Wäsche-Mann das Feld geräumt hatte, kam ich aus der Dusche und es war auf einmal die Rede von Laundry (Wäsche) anstatt von Longdrinks. Wir fanden eine Preisliste, auf der angegeben war, dass selbst die Unterhosen und Socken extra gebügelt werden. Am Nachmittag kamen unsere 2 Jeans, 2 T-Shirts, 1 Polo, 3 Unterhosen und 3 paar Socken gewaschen und gebügelt zurück: für umgerechnet 28 Euro. Dumm gelaufen. Danach gingen wir in ein schlechtes Restaurant essen und vermissten „unseren Vietnamesen“ in Berlin.

Am nächsten Tag machten wir uns in’s Chinesische Viertel auf, das im Reiseführer angepriesen wurde. Es war nicht vergleichbar mit denen in New York, Toronto, Melbourne oder in London. Wer Vietnamesen von Chinesen, Kambodschanern und Laoten unterscheiden kann, findet auch das chinesische Viertel. Wir haben uns zwar dorthin bringen lassen, konnten aber nicht eindeutig sagen, wo es anfängt und wo es aufhört beziehungsweise wer nun chinesisch und wer vietnamesisch war. Ein paar Tempel haben wir besucht, die vor allem an den chinesischen Schriftzeichen zu erkennen waren. Das ist in etwa so, als wenn man einen Chinesen nach Berlin schickt, damit er am Prenzlauer Berg die Schwaben identifiziert.

Etwas irritiert und überfordert verließen wir Saigon, um zu der größten und südlichen Insel zu gelangen.

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Die Hanf-Insel

Die unterschiedlichen Reiseblogs sind (auch hier) voller widersprüchlicher Aussagen, was die Schönheit oder Hässlichkeit dieser Insel und ihrer Bademöglichkeiten angeht. Für die einen eine tolle Badeinsel mit unentdeckten Stränden, für sie anderen eine vollgemüllte Mega-Baustelle. Wir wollten einfach nur eine Woche am Strand chillen und ein schönes Resort bewohnen.

Die Fotos bei booking.com sahen vielversprechend aus, das 6-Zimmer-Hotel hatte eine 9.6 (von 10 Punkten) bei mehr als 20 Bewertungen. Die Rede war vom Ruhe, Entspannung und einem tollen individuellen Hotel etwas abseits der Touristenmassen.

Immerhin war der Taxi-Shuttle gratis und wir fuhren vom Flughafen der größten vietnamesischen Insel Phu Quoc in den Nordwesten. Die Stadt Doung Dong wirkte dreckig, staubig und heruntergekommen. Wir waren gespannt auf unsere Unterkunft, wo wir eine Woche verbringen sollten.

Irgendwo im staubig-buschigen Niemandsland weitab vom Strand erreichten wir das „Hotel“. Eine Schar bellender Hunde empfing uns. Der „Hotelier“, ein schweizer Hanf-rauchender Backpacker Ende Zwanzig, zeigte uns das „Anwesen“, das wie ein besetztes Haus wirkte. Alles improvisiert, sehr abgewohnt und zusammengenagelt. Unser Zimmer war eine Bretterbude mit Bad von einen Quadratmeter Größe. Von nebenan kreischte die Säge des Tischlers, der einen Großauftrag an Stühlen fertigstellen musste. Alles war extrem hellhörig. Eine russische Familie wurde als unsere Nachbarn erwartet (hinter einer 2cm dünnen Holzwand). Die Hunde bellten weiterhin und wir beschlossen, sofort die Unterkunft zu wechseln.

Schließlich fanden wir mit dem Golden Topaz Resort ein kleines Hotel mit einem wunderschönen Garten, gepflegten Zimmern, Scooterverleih und Pool in Ong Lang Beach. Auch der Strand sowie der kleine Ort mit vielen Tavernen ließen sich sehen.

Das war es dann schon mit Phu Quoc. Den Rest der Insel erkundeten wir mit dem Scooter. Das hätten wir nicht tun sollen. Eine Mega-Baustelle für 5-Sterne Bettenburgen nach der nächsten – sowohl im Norden wie auch im Süden der Insel.  Langfristig sollte Phu Quoc zum Mallorca für zahlende Chinesen und Russen ausgebaut werden. Auch ein Mega-Vergnügungspark dürfte im Norden der Insel nicht fehlen. Ong Lang war somit einer der letzten verbliebenen Individualtourismus-Orte, wie wir sie aus manchen Regionen Thailands kennen.

Erwähnenswert ist noch das Coconut Prison im Süden der Insel. Unter den Augen von US-Verbindungs-Offizieren führte die südvietnamesische Regierung mehrere Folterlager. Eines davon von 1967 bis 1973 mit mehr als 40.000 Gefangenen auf Phu Quoc, weitab vom Kriegsgeschehen. Man kann das gut erhaltene Lager (kostenlos) besichtigen und sieht in den Baracken Folterszenen, die mit Puppen nachgestellt werden. Eine sehr bedrückende Szenerie hinter vielen Bahnen Stacheldraht, Wachtürmen und Folterkäfigen. Ein nordvietnamesisches, kommunistisches Pendant (das es zweifelsohne gab) konnten wir auf unserer Reise nicht entdecken – das hätte dem Ansehen des aktuellen Regimes geschadet.

Nach einer Woche verließen wir die Insel um sie zwei Wochen später wieder aufzusuchen. Es ging erstmal über Weihnachten nach Hanoi und von dort nach Ninh Binh und in das Mekong-Delta.

 

vietnam_Island

Good Bye Vietnam

Um ein ernüchterndes Fazit zu ziehen: Vietnam war für uns kein Highlight und kein Land, in das man wiederkommen muss. Dafür haben uns die Kultur, die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten weder begeistert noch gefesselt. Die Menschen waren freundlich und zuvorkommend. Aber das alleine reicht uns nicht.

Wir hatten uns viel mehr erwartet und wären auch bereit gewesen, mehr zu geben.

Für den Norden war es die falsche Jahreszeit – braun statt grün. Im Süden war es betongrau statt meerblau.

Schockiert waren wir über den Großbaustellenwahn auf Phu Quoc, die Verschmutzungen in Flüssen und auf Straßen sowie den hohen Feinstaubgehalt in den beiden Metropolen Saigon und Hanoi. Das Wort „Umweltverschmutzung“ scheint von der kommunistischen Regierung verboten zu sein und ebenso verhält sie sich gegenüber Umweltaktivisten. Man will möglichst viele chinesische Investoren und Touristen anlocken und eine starke Industrie aufbauen, aber bringt das eine nicht mit dem anderen zusammen. Will heißen: Tourismus sollte (abgesehen von der Flugreise) heutzutage nachhaltig sein und nicht nur die Umwelt als Kulisse präsentieren sondern als funktionierendes, sauberes Ökosystem. Das ist in Ländern wie China oder Vietnam nicht der Fall.

Direkt nach unserer Vietnam-Reise fiel die Corona-Pandemie-Bombe, die unsere Urlaubsbuchungen für Montana, Wyoming und Colorado im Frühjahr 2020 sowie im Folgejahr für Texas und Kansas zerstörte. Good bye Vietnam – good bye Amerika – bis vielleicht irgendwann!

 Im Sinne der Nachhaltigkeit und weil wir schon immer (lange vor Corona) einen Beagle wollten, haben wir uns ein neues fellnasiges Familienmitglied angeschafft, das jegliche Flug- und Fernreisen zunichte macht. Seitdem er uns an’s Herz gewachsen ist, kommen Flugboxen für Hunde oder „Tierpensionen“ für uns nicht in Frage. So sehr hängen wir an dem kleinen Bengel.

Er wird dafür verantwortlich sein, dass auf unserer Reisegeschichten-Seite der Europateil weiter ausgebaut wird und wir ihn in unsere Abenteuer auf dem schönsten aller Kontinente miteinbeziehen. Natürlich nicht weniger unterhaltsam als in Übersee – versprochen!

Reisebericht-Blue-Ridge-Parkway-Aussichtspunkt
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