PANORAMA GONDELN OHNE KOALA

Den hat man ganz unaufgeregt, wenn man mit einem bequemen Auto durch die Landschaft gondelt. Ein Irgendwas zwischen Savanne, sanften Hügeln, Weiden und großen Gärten mit Bäumen. Es gibt kaum Dörfer an der Autobahn. Dafür gibt es Millionen Schafe. Mancherorts sieht man sogar Dromedare, Lamas, Wildpferde und Kühe. Achso, da waren noch die Kängurus. Die ersten Tage haben wir nur tote Exemplare am Straßenrand entdeckt. Zahlreiche Straßenschilder hingegen warnen vor Kängurus, Wombats und Koalas, als würden diese Tiere den Autofahrern im ganzen Land vom Wald aus zuwinken.

Kängurus entdeckt man in der Dämmerung in weniger befahrenen Gegenden. Wombats sieht man nur von hinten, wenn sie wie vom Blitz getroffen abzischen und Koalas sehen selbst die Einheimischen nur im Wildpark oder im Zoo. Die Schilder müssten demzufolge überfahrene Kängurus, Wombats von hinten und fehlende Koalas abbilden. Aber das kommt schlecht bei den Touristen an und die Hoffnung, einmal im Leben einen freien Koala zu entdecken, stirbt bekanntlich zuletzt.

Australien Rundreise

TIERE GAB ES DANN DOCH

Ein paar Tierbeobachtungs-Erfolge konnten wir in Lakes Entrance mit schwarzen Schwänen und einer Robbenfamilie verzeichnen, die dort am Strand umhertauchte. An anderen Stellen konnten wir sogar Delfine beobachten, die im flachen Wasser spielten.

Auch, wenn viele von Australiens endlosen Stränden schwärmen, so konnten wir uns nicht überwinden, ein kaltes Bad zwischen Robben, Würfelquallen und Haien zu nehmen. Und wie manche Einheimische es tun, Neoprenanzüge zum Baden, finden wir absolut unsexy.

Lakes Entrance wurde uns nach drei Tagen zu langweilig und wir disponierten spontan um und steuerten als nächstes Ziel den höchsten (Festland-) Berg Australiens an, um dort in der Kleinstadt Jindabee zu logieren. In Jindabyne begrüßte uns um 8:15 Uhr morgens eine Polizeikontrolle mit Alkoholtestgerät. Dort durfte ich erst einmal reinpusten, bevor es auf den Berg ging. Ich fragte mich, ob die Polizisten betrunken waren, weil sie so früh schon mit dem Test loslegten…

Bei dem Berg handelt sich um den Mount Kosciuszko, der von einem polnischen Erst-Bergsteiger Pawel Strzelecki nach dem Nationalheld Polens benannt wurde.  Für alpine Bergwanderer ist ein Zweitausendender (2228 Meter), den man auf halber Höhe mit dem Auto befahren kann, wenig beeindruckend. Die Alpen sind viel spannender.

Aber die grauen Riesenkängurus am Bergfuß hatten es uns angetan. Wir waren in der Dämmerung am Fluss unterwegs, als uns eine Familie dieser niedlichen einmeterachtzig großen Riesenviecher begrüßte und wir sie daraufhin zum Fotoshooting einluden.

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BLUE MOUNTAINS FÜR LAU

Nach diesem Abstecher machten wir uns auf den Weg zu dem Blue Mountains Nationalpark, der etwa 100 Kilometer westlich von Sydney liegt und die berühmte Felsformation „Three Sisters“ beherbergt. Unterwegs holten an einem Busbahnhof in Sydney wir unsere Tochter mitsamt Freund ab, um mit ihnen Weihnachten in einem wunderschönen großen Apartment mit tollem Blick in die Landschaft zu feiern.

Die mit den schönsten Bildern beworbene Unterkunft erwies sich als abgerockte, nach Curry stinkende Wohnhöhle, mit altem Teppich, Blick auf einen Hinterhof und mit sehr einfacher Ausstattung. Meine Frau und ich setzten die finstersten Mienen auf und eskalierten die Sache sofort. „Leider sind wir komplett ausgebucht und können Ihnen nichts anderes anbieten“, entschuldigte sich die Mitarbeiterin an der Rezeption. „Ich spreche aber mit unserem Manager.“

Wir staunten nicht schlecht, als der Manager sein Urteil gesprochen hatte: „Die Unterkunft komplett gratis für die gebuchte Zeit von vier Nächten und dazu vier Frühstücksgutscheine obendrauf.“ Diese Unterkunft buchen wir bei einem nächsten Australien-Aufenthalt wieder, dachte ich mir – dann eben mit Nasenklammer und Schlafbrille auf.

Dafür machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Es dauerregnete über Weihnachten. Das gab ein für die Feiertage ziemlich ungewöhnliches Bild ab: Regen bei 30 Grad und überall im Ort Chinesen. Wir hätten genauso gut in Hainan sein können.

Jedenfalls konnten wir nichts in diesem schönen Nationalpark unternehmen, sondern mussten unsere Aktivitäten etwa 50 Kilometer weiter landeinwärts ausdehnen. Dort scheinte die Sonne und wir bewunderten das Capertee Valley, angeblich den zweitgrößten Canyon der Welt, und konnten in den Wäldern die Känguruhs fast streicheln. Somit haben uns die Blue Mountains zwar nichts gekostet, aber gesehen haben wir sie auch nicht wirklich.

DIE ABORIGINI UNTERSETZER

Die Aboriginis kamen in unserem Gespräch deshalb nicht gut weg, „weil sie sich einfach nicht mit der westlichen Kultur arrangieren wollen und jegliche Förderprogramme zum Scheitern verurteilt sind“, sagte der Schweizer. „Man sollte Ihnen einfach genug Land übereignen und dann ist gut mit den Steuergeldern. Außerdem sind viele der Aborigini-Vertreter Weiße und auch Einwanderer aus der Südsee geben sich gerne als Aboriginis aus.“ Seine Haltung scheint unter der weißen Bevölkerung weit verbreitet zu sein.

Das verdeutlicht, dass es hier gespaltene Meinungen in der Bevölkerung gibt und Rassismus zu den Alltagsproblemen gehört – auch, wenn in den letzten Jahrzehnten viel für die Gleichstellung getan wurde. Leider hatten wir keine Möglichkeit, auch die Aborigini-Seite kennenzulernen, um uns ein abgewogenes Urteil bilden zu können.

Für Touristen sind Aboriginis im „Alltag“ kaum sichtbar, was die Orte betrifft, an denen wir waren. Vielleicht erwartet man auch den „halbnackten Wilden“ mit Bumerang und breiter Gesichtsbemalung. Aboriginis hinterlassen ihre Spuren in den Souvenirgeschäften und wir kauften uns handbemalte Ureinwohner-Untersetzer für Gläser – braun mit Tribal-Muster versteht sich. Vielleicht hilft so ein Einkauf dem besseren Miteinander beider Fraktionen.

FUTTERN IN DOWN UNDER

Vom malerischen Gloucester aus besuchten wir ein paar schöne Nationalparks (Barrington Tops, Mograni), erkletterten ein paar Berge und fuhren zum Strand, um wenigstens einmal (trotz Quallengefahr und kaltem Wasser) Schwimmen zu gehen. Doch hier machte uns das regnerische Wetter einen Strich durch die Rechnung und wir landeten in einem Fish & Chips Imbiss in Forster, einer kleinen touristischen Küstenstadt. Das Essen schmeckte wie in England: Fettige Pommes und ein frittierter Fisch dazu. Hier bekommt man die Wurzeln der weißen Australier mit.

Damit wären wir beim Thema, was man in Down Under isst. In Punkto Essen liegt man in Australien kulinarisch zwischen Großbritannien (Fish & Chips, Pies), Südostasien (Vietnam-, Thai- und Chinaküche) und den USA (Burger, BBQ und alles, was wie industriell hergestellt aussieht – Käse, Wurst, Brot, etc.). Zum Essen sollte man nicht hierherfahren. Da ist man in Europa viel besser versorgt. Was außerdem befremdet ist das Verhältnis der Australier zu ihren Schafen. Die stehen millionenfach in der Landschaft herum. Was man aber nicht in Australien (oder auch Neuseeland) kaufen kann: Einheimischen Schafskäse. Im Supermarkt bekommt man stattdessen Bulgarischen Schafskäse. Vielleicht kommt hier eines Tages die griechische Küche in Mode und man kann dann dieses riesige Potenzial an unerschlossenen Schafskäse-Ressourcen ausschöpfen.

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Good Bye Sydney

Summa Summarum gehört Australien in die Bucket-Liste der Länder, die man zumindest einmal im Leben besucht haben sollte. Das haben wir getan und auch die Zeit dort genossen. Landschaftlich ist es wunderschön – zumindest dort, wo wir waren: an der Südostküste. Meiner Arbeitskollegin zum Trotz sind wir weder verdurstet, vergiftet worden oder haben einen Roadtrain gerammt. Wenn man wie wir Glück hat, dann überlebt man Down Under.

Zum Auswandern fehlen dort: hervorragendes Essen, Jobs für Akademiker, dauerhafter UV-Schutz. Wir haben dort viele freundliche Menschen kennengelernt – man kommt schnell mit ihnen in’s Gespräch. Für Work & Travel ist es ein relativ harmloses Land. Junge Leute finden sich hier schnell zurecht und können schnell einen Job finden, aber die Unterkünfte sind verhältnismäßig teuer. So berichtete das unsere Tochter.

Die letzte Nacht verbrachten wir dann mit ihr und ihrem Freund in Sydney, einem Sky-Apartment mit Panorama-View über die Stadt. Das war für alle ein Highlight. Sydney ist wirklich schön und hat neben zahlreichen Stränden auch grüne Streifen, auf denen sich lange Radwege schlängeln.

Wir bereiteten uns auf unsere Neuseelandreise vor, während die beiden Heranwachsenden auf dem Weg nach Bali waren (wo im übrigen Regenzeit herrschte). Auch Neuseeland hat merkwürdige Einreisebestimmungen und wir packten unsere Sachen für den Zollhund von Christchurch, bevor wir mit dem guten australischen Wein den Abend eröffneten.

Tipps für Unternehmungen und tolle Unterkünfte findet ihr in unserem Bericht:

Australien – Fakten und Highlights unserer Australien Rundreise.

Australien Rundreise
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